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Das Leben und Wirken der Bossards verständlich machen

Wissenschaftlerin startet Forschungsprojekt im Rahmen von Pro*Niedersachsen in Kooperation mit dem Niedersächsischen Landesamt für Denkmalpflege.


Was ist notwendig, damit sich die Kunststätte Bossard in ihrer außergewöhnlichen Kombination aus Denkmal, Kunst und Kontroverse ihren Besucherinnen und Besuchern als Museum erschließt? Mit dieser umfassenden Aufgabenstellung startet die Historikerin Eva Lütkemeyer jetzt ein Forschungsprojekt an der Kunststätte Bossard, welches über das Förderprogramm »Pro*Niedersachsen – Kulturelles Erbe – Forschung und Vermittlung in ganz Niedersachsen« durch das Niedersächsische Ministerium für Wissenschaft und Kultur mit 100.000 Euro unterstützt wird. Das Besondere an diesem Programm: die Kunststätte Bossard hat das Niedersächsische Landesamt für Denkmalpflege als Partner und öffentliche Einrichtung an ihrer Seite.

»Wir freuen uns sehr über die Förderung des Projekts Neustart Kunststätte Bossard aus Mitteln des Landes Niedersachsen«, so Ulrich Knufinke, Leiter der Abteilung Baudenkmalinventarisation und landesweite Spezialgebiete beim NLD. »Die Geschichte und Bedeutung dieses einmaligen Ensembles mit all seinen komplexen historischen Facetten neu zu präsentieren, ist auch für die Denkmalpflege eine wichtige Aufgabe. Die Kunststätte Bossard spiegelt über ihren künstlerischen Wert hinaus auch weltanschauliche und politische Haltungen wider, die wir kritisch betrachten und offen darstellen müssen«. Er betont bei seinem Besuch in Jesteburg, dass diese Darstellung nur an einem Denkmal geschehen kann, das vollständig und unbeeinträchtigt überliefert ist und damit immer wieder neu befragt werden kann – wie eben an der Kunststätte.

Die Projektphase des Forschungsvorhabens ist jetzt angelaufen. Heike Duisberg-Schleier, Leiterin der Kunststätte Bossard, und Ulrich Knufinke begleiten Eva Lütkemeyer an ihrem ersten Arbeitstag auf dem Museumsgelände. »Wir wünschen uns über das Forschungsprojekt die direkte Umsetzung einer digitalen und schriftlichen niedrigschwelligen Vermittlung des Gesamtkunstwerkes«, formuliert Heike Duisberg-Schleier. Und ergänzt: »Dabei geht es um die Kunst des Künstlerehepaars Bossard, aber auch um diesen authentischen, im Original erhaltenen Ort, an dem wir das Leben der Künstler in mindestens fünf Zeitepochen darstellen können«.

Eva Lütkemeyer wird die nächsten zwölf Monate intensiv an der Umsetzung arbeiten. »Durch die kritische Auseinandersetzung mit ihrer eigenen Geschichte und den zeithistorischen Kontexten auf Grundlage neuer Forschungsergebnisse erfährt die Kunststätte Bossard neben ihrer kunsthistorischen Bedeutung eine Neubewertung als Ort mit einem schwierigen Kulturerbe«, fasst die Historikerin ihre ersten Eindrücke zusammen. »Der daraus entstehende große Vermittlungsbedarf soll mit einem Konzept abgedeckt werden, das Anstöße für gesellschaftlichen Diskurs bietet und Räume des Austauschs schafft«. Die Entwicklung und Umsetzung eines neuen digital-analogen Vermittlungskonzepts für die Kunststätte Bossard eröffnet die Möglichkeit, komplexe Aspekte von Geschichte zu thematisieren und zielgruppenorientiert in den Zusammenhang zu stellen, ist sich die Wissenschaftlerin sicher. Nicht zuletzt sieht sie vor dem Hintergrund gegenwärtiger gesellschaftspolitischer Entwicklungen die Notwendigkeit zur Sensibilisierung für Werte und Haltungen, die in einer demokratischen Gesellschaft wichtig sind.

Die Kunststätte Bossard hat mit dem NLD einen Partner mit denkmalfachlicher Expertise, die auch den Umgang mit den zahlreichen Denkmalen aus der (Vor-)Geschichte des Nationalsozialismus und seiner Ideologie in Niedersachsen greift, gefunden. Die Kunststätte könnte mit der Realisierung des Forschungsprojektes zu einem deutschlandweit einmaligen Beispiel für diese Form der Präsentation werden und repräsentativ für den Umgang mit Künstlern, die bis zur Mitte des vergangenen Jahrhunderts gelebt und gewirkt haben.

Das Leben und Wirken der Bossards verständlich machen  

Heike Duisberg-Schleier, Eva Lütkemeyer und Ulrich Knufinke (v.l.n.r.).

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