Die Pflanzen von Schöningen
Botanische Makroreste aus den mittelpleistozänen Ablagerungen und das Nutzungspotential einer interglazialen Paläoflora
Der Fundplatz Schöningen im Landkreis Helmstedt hat außergewöhnlich gut erhaltene Funde aus einer Warmzeit vor 300.000 Jahren überliefert. Hervorzuheben sind hier vor allem die Hölzer, unter denen die aus Fichten- und Kiefernholz gefertigten Waffen besondere Aufmerksamkeit verdienen. Der dritte Band der "Forschungen zur Urgeschichte aus dem Tagebau in Schöningen" widmet sich in einem breiten Ansatz den in den Uferablagerungen erhaltenen Pflanzenresten.
Traditionell wird die Bedeutung der Jagd für altsteinzeitliche Gesellschaften betont und die Rolle von Pflanzen und Hölzern als Nahrungs- und Rohstoffquellen unterschätzt. Vor diesem Hintergrund ist die an der Universität Tübingen verteidigte Dissertation von Gerlinde Bigga von großem Interesse: Der Band stellt nicht nur die Ergebnisse der Bearbeitung einer größeren Serie von geborgenen Holzresten vor, sondern setzt sich auch intensiv mit den vielfältigen Nutzungsmöglichkeiten der in Schöningen nachgewiesenen Pflanzenarten auseinander. Dabei widmet sich die Autorin zunächst dem täglichen Nahrungsbedarf des Menschen, bevor sie die Pflanzenarten aus den Fundschichten vorstellt und ausführlich ihr Nutzungspotential diskutiert. Dabei wird die große Bandbreite der Pflanzennutzung deutlich: neben der Nahrungsaufnahme ist an mögliche medizinische Wirkungen zu erinnern. Der Nachweis einer konkreten Verwendung der Pflanzen gelingt für die Fundschichten am Seeufer nicht, aber die fundierte Studie legt nahe, dass pflanzliche Nahrung vor etwa 300.000 Jahren eine wichtige Rolle spielte. Schließlich wird auch der Rohstoff Holz mit den Speeren diskutiert. Der Band wirft neues Licht auf diese Zeit und trägt so zu einem neuen, besseren Verständnis der Altsteinzeit in Europa bei.Veröffentlichung / Download
Gerlinde Bigga
Die Pflanzen von Schöningen
S. 1-400
Forschungen zur Urgeschichte aus dem Tagebau in Schöningen, Band 3
Gerlinde Bigga
Die Pflanzen von Schöningen
S. 1-400