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Oberharzer Wasserwirtschaft - ein einzigartiges Energiegewinnungssystem

Ein Inventarisationsprojekt der Arbeitsstelle Montanarchäologie des Niedersächsischen Landesamtes für Denkmalpflege


Aufnahme eines Grabens im Gelände. Bildrechte: Bjorn Jobst (NLD)
Aufnahme eines Grabens im Gelände.

Die reichen Vorkommen von Kupfer, Silber, Blei und anderen Erzen lockten schon sehr früh Bergleute in den Oberharz. Sie bauten das Erz zunächst an der Oberfläche ab, später folgten sie den Erzgängen in immer größere Teufen (=Tiefen). Damit wurde die Förderung extrem energieintensiv.

Die Oberharzer Wasserwirtschaft belieferte vom Mittelalter bis zur Neuzeit die Oberharzer Bergbaureviere als einzige mit der dringend benötigten Energie. Ein hochkomplexes System aus 143 Stauteichen, 500 km Kunstgräben, 150 km Wasserlösungsstollen und 30 km unterirdischen Wasserläufen sorgte für die nötige Wasserkraft zu jeder Jahreszeit. So konnten Entwässerungspumpen betrieben sowie das Erz transportiert und verhüttet werden. Damit gilt die Oberharzer Wasserwirtschaft als das weltweit bedeutendste Wassersystem zur Energiegewinnung aus der vorindustriellen Zeit. 2010 wurde sie durch das UNESCO-Welterbekomitee in die Liste des Kultur- und Naturerbes aufgenommen.



Pfauenteiche. Bildrechte: Justus Teicke (Harzwasserwerke)
Pfauenteiche.
Die Anfänge dieses außergewöhnlichen "Kraftwerks" reichen weit zurück. Als Väter der Oberharzer Wasserwirtschaft gelten die Zisterziensermönche aus Walkenried, die spätestens ab dem 13. Jahrhundert erste Teich- und Grabensysteme konstruierten. Dies belegen Ausgrabungsergebnisse der Arbeitsstelle Montanarchäologie im Pandelbachtal südöstlich von Seesen. Die Zisterzienser waren auch über Jahrhunderte die wichtigsten Bergherren am Rammelsberg bevor im 14. Jahrhundert der Niedergang des Bergbaus einsetzte. Erst im 16. Jahrhundert kam es zu einer erneuten Hochzeit des Bergbaus und einem meisterhaften Ausbau der Wasserwirtschaft. Die Ausnutzung der Wasserkraft war so erfolgreich, dass direkt zu elektrischer Energie übergegangen worden ist, ohne die Dampfmaschine einzusetzen. Heute wird das Wasser der Oberharzer Wasserwirtschaft zu Stromerzeugung und zu Trinkwassergewinnung genutzt. Zahlreiche Wanderwege führen entlang der Kunstgräben und laden Besucher zum Erkunden der Wasserwirtschaft ein.

Die notwendige wie auch intensive Betreuung dieses einzigartigen Denkmals teilen sich heute die Stiftung UNESCO-Welterbe Bergwerk Rammelsberg, Altstadt von Goslar und die Oberharzer Wasserwirtschaft, die Harzwasserwerke GmbH und das Niedersächsische Landesamt für Denkmalpflege.

Johann-Friedricher Wasserlauf. Bildrechte: Katharina Malek (NLD)

Blick in den Johann-Friedricher Wasserlauf.

UNESCO Welterbe in Niedersachsen

Die UNESCO hat den 1992 in die Liste des Kultur- und Naturerbes der Welt aufgenommen "Bergwerk Rammelsberg zusammen mit der mittelalterlichen Altstadt von Goslar und ihrer Kaiserpfalz", um die Oberharzer Wasserwirtschaft 2010 erweitert.

Artikel-Informationen

Ansprechpartner/in:
Katharina Malek-Custodis

Nds. Landesamt für Denkmalpflege
Stützpunkt Goslar / Arbeitsstelle Montanarchäologie
Projektleitung Welterbe Oberharzer Wasserwirtschaft
Bergtal 18
38640 Goslar
Tel: 0 53 21 / 3 17 - 4 87

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