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Denkmalpflege, Bauwerkserhaltung und Ressourcenschonung

Ein Projekt des NLD, gefördert von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt


Ulrich Knufinke / Christina Krafczyk

Im Juni 2021 startet das NLD, federführend für das „System Denkmalpflege“, ein von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt für ein Jahr gefördertes Projekt, mit dem die berufliche Weiterbildung auf dem Gebiet Denkmalpflege, Bauwerkserhaltung und Ressourcenschonung gestärkt werden soll. Ziel ist es, mit den relevanten Akteuren des Systems Denkmalpflege Bausteine für die Weiterbildung zu entwickeln, zu erproben und dauerhaft zur Verfügung zu stellen.

Seit Sommer 2019 führt die offene Gesprächsrunde „System Denkmalpflege“ die diversen Akteure und Akteurinnen des Feldes der Denkmalpflege in Niedersachsen zusammen, um Antworten auf aktuelle Herausforderungen im Umgang mit den Kulturdenkmalen zu entwickeln und in den Kontext der wirtschafts-, klima- und umweltpolitischen Fragen im Umgang mit dem allgemeinen Baubestand zu stellen.

Den Bereich der beruflichen Weiterbildung im Hinblick auf Denkmalpflege, Bauwerkserhaltung und Ressourcenschonung inhaltlich breiter aufzustellen, besser zu vernetzen und damit in der Wahrnehmung und Wirkung zu stärken, ist ein zentrales Desiderat. Die wachsenden Aufgaben von Ressourcenmanagement, Bauwerkserhaltung und Bauen im Bestand begründen eine dringende Notwendigkeit der Verknüpfung mit der Weiterbildung im Bereich Denkmalpflege. In den letzten Jahrzehnten hat sich der Schwerpunkt der Bautätigkeiten vom Neubau auf das Bauen im Bestand verlagert. Durch die kurze Haltbarkeit junger Strukturen und industrieller Bauelemente sowie immer weitere Anforderungen und Ansprüche an Ausstattung und Modernisierung sind Umbau- und Ertüchtigungsstrategien im Bestand immer zentraler geworden. In der Bauwerkserhaltung wie im Bereich der Erhaltung des hochwertigen, vor allem jüngeren Kulturerbes waren und sind neue interdisziplinäre Forschungen notwendig, um die erforderlichen Kompetenzen im Umgang mit den heterogenen Baubeständen und Baudenkmalen aufzubauen. Eine Sensibilisierung der diversen Berufsgruppen des Bauwesens für die Chancen der Weiternutzung des gebauten Bestands, auch zur Erreichung der Klimaneutralität, wird immer wichtiger. Um bei Architektinnen und Architekten, Ingenieurinnen und Ingenieuren, im Handwerk, in Bau- und Planungsämtern und in kommunalen Denkmalschutzbehörden entsprechende Kompetenz für die Zukunftsaufgabe des ressourcenschonenden Bauens im Bestand aufzubauen, soll das an einer „Bestand-Denkmalpflege“ orientierte Weiterbildungsangebot nicht nur erheblich ausgeweitet, sondern in einer sinnvollen Verknüpfung neu konzipiert werden.

Die Erhaltung und Fortentwicklung von Denkmalen und insgesamt von historischer Bausubstanz trägt zur Verminderung und Vermeidung von Ressourcenverbrauch bei. Dazu ist ein vergrößerter, über aktuelle Systemgrenzen hinaus weisender Betrachtungsmaßstab bei der Energiebilanzierung nötig. Ebenso braucht es ein Überblickswissen über verwendete Baumaterialien und -techniken in Bezug auf Dauerhaftigkeit und Reparaturfähigkeit (gerade im Hinblick auf den immensen Bestand jüngerer Bauten). Beides wird helfen, zukünftig notwendige Lebenszyklus-Bilanzierungen von „Denkmal“ und „Bestand“ im Stoffkreislauf als Faktor für Planung und Entwurf zu etablieren. Hierfür will das Projekt bei Fachleuten beteiligter Bereiche die Aufmerksamkeit steigern, für den Benefit ganzheitlicher Betrachtung werben und entsprechendes Fachwissen bündeln und vermitteln – die dynamische Verknüpfung von aktueller wissenschaftlicher Forschung und der Praxis in Planung, Entwurf und Sanierung als Dialog der Fachleute ist grundlegend für das Vorhaben.

Um die unterschiedlichen Erwartungen und Wünsche der diversen Zielgruppen der Weiterbildung im Hinblick auf Denkmalpflege, Bauwerkserhaltung und Ressourcenschonung zu ermitteln und bestehende Angebote zu analysieren, wird im Sommer 2021 ein erster Workshop stattfinden. Bis zum Winter werden dann drei thematische Weiterbildungsformate entwickelt und als Pilotveranstaltungen durchgeführt. Sie haben unterschiedliche Schwerpunkte: „Denkmalpflege, Bauwerkserhaltung und Energie: Bilanzierung und Lebenszyklen“, „Lokale bzw. regionale Baukultur: Techniken und Baustoffe“ sowie „Entwurf: Stoffkreisläufe und Bestand“.

Die im Projekt entwickelten Bausteine werden dauerhaft online zur Verfügung gestellt. Mit dem Ende des Projektzeitraums wird die Arbeit jedoch nicht abgeschlossen sein: Das NLD und seine Partnerinnen und Partner im System Denkmalpflege streben an, die Formate und Publikationen stetig weiterzuentwickeln und für weitere Zielgruppen zu öffnen, um das Themenfeld „Denkmalpflege, Bauwerkserhaltung und Ressourcenschonung“ in der Aus- und Weiterbildung dauerhaft und fächerund berufsgruppenübergreifend zu verankern. Nicht zuletzt zielt das Vorhaben auf eine allgemein höhere Akzeptanz von bauwerkserhaltenden und denkmalpflegerischen Maßnahmen in Öffentlichkeit, Politik und Wirtschaft: Denkmalpflege verhindert nachhaltige Entwicklung nicht, sondern gibt ihr eine solide Grundlage.
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