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Die Restaurierung der Stiftskirche zu Königslutter

Stiftskirche zu Königslutter, Langhaus nach Westen nach der Restaurierung, 2010. Bildrechte: Brita Knoche / NLD

Die ab 1135 von Kaiser Lothar von Süpplingenburg für sich und seine Nachkommen errichtete Stiftskirche zu Königslutter zählt fraglos zu den Inkunabeln romanischer Sakralarchitektur in Deutschland. Die qualitätvolle Bauplastik der Ostteile, des Löwenportals und des nördlichen Kreuzgangflügels in unmittelbarer Nachfolge oberitalienischer Bauten (Dome zu Modena, Piacenza oder Verona), die mit anspruchsvoller Mauertechnik sowie großzügiger Gesamtdisposition demonstriert, dass die Klosterkirche als Symbol imperialer Würde angelegt war, ist mit dem salischen Kaiserdom in Speyer vergleichbar. Ihre Bedeutung liegt nicht nur in der herausragenden mittelalterlichen Bauleistung, sondern auch in der in seltener Vollständigkeit überkommenen Raumgestaltung des ausgehenden 19. Jahrhunderts. Deren Konzeption hatte August von Essenwein entwickelt, dem als ersten Leiter des Germanischen Nationalmuseums weitere bedeutende - heute weitgehend zerstörte - Kirchenrestaurierungen unter anderem in Köln, Nürnberg, Aachen und Braunschweig zu verdanken sind. Die Wiedereinweihung der Stiftskirche im April 2010 nach neunjähriger Restaurierung wurde aus Anlass der 875-jährigen Wiederkehr der Grundsteinlegung mit einem Staatsakt in Anwesenheit des damaligen Ministerpräsidenten Christian Wulff begangen.

Bernhard Recker

Stiftskirche zu Königslutter, während der Restaurierung des Vierungsgewölbes, 2006. Bildrechte: Bernhard Recker / NLD

Nachbetrachtungen
Mit der feierlichen Wiedereinweihung des "Kaiserdoms“ Königslutter am 25. April 2010 ist eine allumfassende denkmalpflegerische "Jahrhundertmaßnahme“ an einem Kulturdenkmal von nationaler geschichtlicher und künstlerischer Bedeutung zum Abschluss gelangt. Deren Ziele und Ergebnisse wie zum Beispiel die statisch-bauliche Konsolidierung des romanischen Sakralbaus "in Dach und Fach“, die Rettung der historistischen Raumausgestaltung vor dem drohenden Vergang, die Beseitigung von störenden Überdeckungen und simplifizierenden Überfassungen wurden nach vielen Jahren subtilen und interdisziplinären wissenschaftlichen Forschens, Untersuchens, Dokumentierens und Probierens vollauf erreicht.

Links, Stiftskirche zu Königslutter, Blick zum Gewölbe des Hohen Chores nach der Restaurierung, 2009. Rechts, Blick zur Kalotte der Chorapsis nach der Restaurierung, 2010. Bildrechte: Andreas Greiner / Stiftung Braunschweigischer Kulturbesitz, Brita Knoche / NLD

In der künftigen Terminologie beim Umgang mit der Stiftskirche, ihrem nicht minder wertvollen Kreuzgang sowie den wenigen restlichen Klosterbaulichkeiten werden die Begriffe wie "Rettung“ und "Sanierung“ fortan - und hoffentlich sehr nachhaltig - von Tätigkeiten wie Beobachten ("Monitoring“), Instandhalten, Warten, Reparieren und Pflegen abgelöst werden. Es wird auch nach der signifikant erfolgreichen und sehr positiv öf­fentlichkeitswirksamen Sanierung der Stiftskirche die alte Bauherrenweisheit Geltung haben, dass mit dem Tag einer (Wieder-)Einweihung die Stoppuhr der Bauunterhaltung zu ticken beginnt.

Günter Jung

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