Das Fagus-Werk in Alfeld - Ausgangspunkt des Neuen Bauens im 20. Jahrhundert und nun Weltkulturerbe
Worauf ist die globale Bedeutung des Fagus-Werks zurückzuführen? Das Aufblühen der modernen Architektur im 20. Jahrhundert manifestiert sich aus deutscher Sicht in drei einzigartigen Stätten, die hierzulande für die Welterbeliste der UNESCO nominiert worden waren: dem Dessauer Bauhaus als einem Ort des Lernens und der Erziehung zu einem neuen Menschenbild (Welterbeliste 2003), den Berliner Siedlungen als Orten des neuen Wohnens (Welterbeliste 2008) und dem Alfelder Fagus-Werk als einer innovativen Stätte von Arbeit und Industrieproduktion.
In diesem Dreigestirn erstrangiger Architekturschöpfungen wird das 1910-14 erbaute Fagus-Werk als bahnbrechender Beginn des Neuen Bauens im 20. Jahrhundert betrachtet. Die epochale Bedeutung des Fagus-Werks liegt in seiner richtungweisenden Impulskraft für die Ausprägung des neuen Stils. Demgegenüber kommt dem 1925-26 errichteten Bauhaus-Hauptgebäude in Dessau - zeitlich getrennt durch den wirtschaftlich und kulturell lähmenden Prozess des Weltkriegs - der Rang eines außergewöhnlichen Höhepunkts in der Architekturentwicklung des 20. Jahrhunderts zu. Das Bauhaus verbindet man mit dem freien Denken, das aus dieser Akademie umfassend tätige Künstler der klassischen Moderne hervorbrachte. Mit ihren unterschiedlichen Funktionen sind beide Gebäude wesentliche Bausteine des weltweiten gesellschaftlichen Wandels. Beide verbindet jeweils "die Würde der gemeinsamen Idee“, die nach Walter Gropius' Auffassung Lernenden und Lehrenden ebenso wie Arbeitnehmern und Arbeitgebern innewohnt.
Die UNESCO hat das Fagus-Werk im Juni 2011 in die Liste des Kultur- und Naturerbes der Welt aufgenommen.