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Bettelorden in Niedersachsen und Bremen

Die Bettelorden sind christliche Ordensgemeinschaften, die sich einem Leben in Armut verpflichtet haben. Sie bestreiten ihren Lebensunterhalt durch Arbeit, über Schenkungen an den Orden bzw. an das jeweilige Kloster und durch das Betteln in einem zugeteilten Bezirk.

Bettelorden entstanden ab dem frühen 13. Jahrhundert als eine Reformbewegung, die vor allem die Lebensweise der älteren, etablierten Orden kritisierte. Die beiden größten und wichtigsten Bettelorden sind die Franziskaner und die Dominikaner, benannt nach ihren Gründern Franziskus aus Assisi und Dominikus aus Caleruega.

Die Bettelorden waren den Menschen zugewandt: Neben der persönlichen Besitzlosigkeit waren die Predigt und Seelsorge sowie die Fürsorge für kranke und alte Menschen ein besonderes Anliegen der Bettelorden. Sie gründeten zahlreiche Schulen.

Bettelorden waren auf Unterstützung durch Spenden und Schenkungen angewiesen. Sie suchten daher – anders als die bis dahin bekannten Orden – nicht die räumliche Abgeschiedenheit, sondern ließen sich bevorzugt in den Städten mit wohlhabender, finanzkräftiger Oberschicht nieder. Und nahmen Einfluss auf das Sozialgefüge innerhalb der Stadt. Ihre weiträumigen, schlichten Kirchen wurden als Predigtkirchen für große Menschenmengen errichtet (Hallenkirchen) und beeinflussten den Kirchenbau des Hoch- und Spätmittelalters. Die Klosteranlagen waren den engen städtischen Verhältnissen angepasst.

Kirchen und Klöster der Bettelorden sind heute noch vielfach erhalten und waren oft Ziel archäologischer Ausgrabungen. Die hierbei gewonnenen Erkenntnisse erlauben einen besonderen Blick auf das Leben im Mittelalter: Die Gebäude befinden sich im Zentrum ehemals wirtschaftlich prosperierender Städte, sie gehören zu den ältesten Kranken- und Armenhäuser und sind häufig Ausgangspunkt für Schulbauten und Bibliotheken. Die archäologischen Untersuchungen können Aufschluss darüber geben, wie sich der Nutzen, die Funktion und die Bedeutung dieser mittelalterlichen Bauten veränderte und sie bieten gleichzeitig einen Ausgangspunkt für Überlegungen zu deren heutigen Stellenwert in der (Stadt-)Landschaft.

Bettelorden in Niedersachsen und Bremen   Bildrechte: Gerstenberg Verlag Hildesheim; RPM Hildesheim; NLD

Abb. 1: Hildesheim, St. Martini: Aufmaß der Südfassade, Kartierung wichtiger Befunde nach Baualter (Thumm/Gerlach 1999, S. 37 Abb. 17).
Abb. 2: Hildesheim, St. Martini: Gussform Inv.-Nr. 1997/3/33. M. 1:1 (Foto: S. Shalchi, RPM Hildesheim).
Abb. 3: Verbreitung der Franziskaner- und Dominikanerklöster des 13. bis 17. Jahrhunderts in Niedersachsen (NLD, M. C. Blaich/A. Niemuth).

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