Vernakulares Bauen und Denkmalpflege am Beispiel der "Kalthäuser" im Hannoverschen Wendland
Montagsvortrag von Thomas Kellmann am 1. September 2025, 18.30 Uhr, im Niedersächsischen Landesamt für Denkmalpflege.
Der Beitrag möchte den Blick auf die Kategorie des regionalen Bauens auf dem Lande richten, die schnell aus dem Fokus einer von urbanen Sehgewohnheiten und Wertmaßstäben geprägten Denkmalpflege geraten kann. Das Bauen ohne Planer, das Bauen in Eigenleistung, das Orientieren an bewährten Mustern, das Bauen mit allen zur Verfügung stehenden regionalen Baustoffen, der Sinn für das Provisorium, Preiswerte und Zweckmäßige, die temporäre Nutzung auf Zeit, all das sind Aspekte des ländlichen Bauens, die für die dörfliche Entwicklung maßgeblich sind. Sich allein auf das Innovative, Einzigartige und von Außen in die bäuerliche Lebenswelt Hineingetragene zu beschränken, lässt kaum noch Platz für eine Lebenswirklichkeit, die sich jenseits einer vorindustriellen Agrarromantik vollzogen hat. Tabakscheunen, Flachsdarren, Viehwaagen, Siloanlagen, Viehunterstände, Waschplätze, Molkereien, Umspannstationen, Aborte, Spritzenhäuser und Bushaltestellen haben es schwer, wenn das Spektrum des ländlichen Bauens jenseits der Volkskunst mit Gutshäusern, Wasser- und Windmühlen, Dorfschulen, Dorfkirchen, Gasthäusern und Dorflinden scheinbar vollständig abgedeckt wird. Am Beispiel der dörflichen Gemeinschafts-Tiefgefrieranlagen, kurz „Kalthäusern“, soll dargestellt werden, unter welchen Bedingungen sich ländliches Baues jenseits der urbanen Vorstellungswelt im Verborgenen entwickeln konnte und teilweise bis heute einen wichtigen Platz im dörflichen Leben einnimmt. Allein im Landkreis Lüchow-Dannenberg entstanden ab 1955 innerhalb von wenigen Jahren mehr als 110 dieser Anlagen, praktisch in jedem dritten Dorf. Macht es Sinn sich diesen Objekten auch denkmalpflegerisch zu nähern?
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