Steinzeitliche Grenzerfahrungen
Neolithische und mesolithische Parallelgesellschaften in der nordeuropäischen Tiefebene
Nach 2 Mio. Jahren in denen Menschen sich durch Jagen, Sammeln und Fischfang ernährten, ermöglichte es die bäuerliche Wirtschaftsform, Nahrung gezielt zu produzieren, mehr Menschen zu versorgen und Überschüsse zu speichern. In Mitteleuropa breitete sich das Neolithikum mit der Linienbandkeramischen Kultur (LBK) sehr schnell aus, und brachte Ackerbau und Viehzucht um ca. 5.500 v. Chr. bis an den nördlichen Rand der Mittelgebirge. Die anschließende Neolithisierung der Nordeuropäischen Tiefebene erfolgte erst deutlich später um 4.200 v. Chr., dann aber mit hoher Dynamik. Die Gründe dafür werden in der Forschung kontrovers diskutiert, sind aber erst in jüngster Zeit durch neue Wissenschaftszweige wie die Paläogenetik überhaupt zu beantworten.
Ein lange als unlösbar geltendes Problem ist damit wieder hochaktuell geworden: Wer hat Getreideanbau, Haustiere und Hausbau in der Tiefebene etabliert und damit die Grundlage für das ländliche Leben bis zur Industriellen Revolution gelegt?
Für diese Frage ist der Fundplatz Hüde I am Dümmer, dessen Funde im Landesmuseum Hannover liegen, zentral. Anhand neuer Perspektiven auf diese und verwandte Funde wird die jahrhundertlange Koexistenz von frühen Ackerbauern und „eingeborenen“ Jäger-Sammler-Fischer diskutiert und gefragt, warum diese Parallelgesellschaften so plötzlich verschwanden und wurden großräumig von einer hinsichtlich Keramik und Grabbräuchen sehr ähnlichen Ideologie abgelöst wurden – der Trichterbecherkultur.
Kontakt:
Dr. Florian Klimscha
Kurator Archäologie
Sammlungen + Forschung
Landesmuseum Hannover. Das WeltenMuseum
Willy Brandt Allee 5
30169 Hannover
florian.klimscha@landesmuseum-hannover.de
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