Historische Kulturlandschaften und Denkmalpflege am Beispiel der Siedlungslandschaft Rundlinge im Wendland
Montagsvortrag von Thomas Kellmann am 15. Dezember 2025, 18.30 Uhr, im Niedersächsischen Landesamt für Denkmalpflege
Der Erhalt der historischen Kulturlandschaften in Niedersachsen ist seit der Neuaufstellung des Landschaftsprogramms (2021) und des Landesraumordnungsprogramms (2022) ein wichtiges, in die Zukunft weisendes Anliegen der Landes- und Regionalplanung. Im Niedersächsischen Naturschutzgesetz gehört die Kulturlandschaftspflege zu den Grundsätzen: "Historische Kulturlandschaften … sind zu erhalten". Zu den bereits anerkannten historischen Kulturlandschaften von landesweiter Bedeutung gehört auch die „Siedlungslandschaft Rundlinge im Wendland“ (siehe gleichnamiges Denkmalthema online im Niedersächsischen Denkmalatlas). Es geht um ein kleines Gebiet innerhalb des Niederen Drawehns westlich von Lüchow im Landkreis Lüchow-Dannenberg mit nur 19 Dörfern. Dieser auschließlich von Rundlingsdörfern geprägte Landschaftsteil ist in der Landesplanung zugleich auch als Vorranggebiet für kulturelle Sachgüter von weltweiter Bedeutung ausgewiesen. Im Niedersächsischen Denkmalschutzgesetz werden historische Kulturlandschaften überhaupt nicht erwähnt. Das ist auch nicht nötig, denn die Begriffsbestimmungen sind entsprechend offen und weit gefasst.
Seit Februar 2020 hat die Denkmalfachbehörde die Merkmale dieser Siedlungslandschaft in einem Pilotprojekt im Zuge der Welterbewerbung in seinen denkmalrelevanten Bestandteilen erfasst und bewertet. Erstmals in Niedersachsen wurde damit eine vielschichtige, auf baulichen Anlagen beruhende, historische Kulturlandschaft sichtbar gemacht. Die Bezeichnung als „Siedlungslandschaft“ macht deutlich, dass es hier primär um die Siedlungsstruktur der Rundlingsdörfer geht, wie sie im 12. Jahrhundert entlang der deutsch-slawischen Kontaktzone in großer Vielzahl entstanden. Nur im Landkreis Lüchow-Dannenberg haben sich diese Dörfer in einer überraschenden Dichte bis heute erhalten. In den letzten 200 Jahren hat sich deren Anzahl allerdings um etwa die Hälfte halbiert. Es ist höchste Zeit gegen zu steuern, damit diese einzigartige Siedlungsstruktur nicht schleichend durch Überformung, Unachtsamkeit und Verfall verloren geht. Dabei geht es nicht primär um die Konservierung, Reparatur und Wiederherstellung. Vernakluares Bauen, also ländliches und regional verbundenes Bauen, ist ohne das Weiterbauen nicht vorstellbar. Weiterbauen bedeutet neben dem Neubau und dem Ersatzneubau auch die Umnutzung bestehender landwirtschaftlicher Gebäude und anderer baulicher Anlagen. Den Rahmen hierfür, nämlich die Struktur der Rundlingsdörfer und ihrer Eigenarten, gilt es dabei zu beachten. Die Denkmalpflege leistet hierbei einen ebenso wertvollen wie unverzichtbaren Baustein. Sie alleine wird dieses Ziel nie in Gänze und nur zusammen mit den Bewohnern dieser historischen Kulturlandschaft erreichen.
Der Vortrag stellt die historische Kulturlandschaft der Rundlingsdörfer in ihrer Kernzone im Niederen Drawehn vor. Dabei werden auch die Grenzen des Machbaren zwischen Denkmalpflege und Baukultur ausgelotet. Kulturlandschaftsschutz ist letztendlich eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Und es lohnt sich für alle, sich dieser Aufgabe zu widmen: den Bewohnern, den Besuchern, der Region und dem Land Niedersachsen. Denn am Ende geht es um deren unverwechselbare Identität.
Wir bitten um Anmeldung unter nld-veranstaltungen@nld.niedersachsen.de.

