Geh denken
Wie erinnern wir an unsere Vergangenheit, wie vergegenwärtigen wir uns zentrale Ereignisse deutscher Geschichte des 20. Jahrhunderts? Immer wieder flammt die Debatte um Orte und Symbole des Gedenkens auf. Im Zentrum der Auseinandersetzungen: der Erhalt von Kriegerdenkmälern, die Pflege der Kriegsgräber, die Diskussion um das Freiheits- und Einheitsdenkmal, die Gestaltung des Humboldtforums oder jüngst auch die Frage, ob ein Kreuz die Kuppel des restaurierten Berliner Stadtschlosses zieren soll. Einerseits lassen sich Prozesse der Gewöhnung beobachten: Die einst mit Vehemenz ausgetragene Kontroverse um das Holocaust-Mahnmal ist abgeebbt. Zugleich gibt es in jüngerer Zeit strikt gegenläufige Tendenzen: Am rechten Rand des politischen Spektrums wird die bundesdeutsche Gedenkkultur teils aggressiv infrage gestellt. Wird der Streit um das Gedenken vernünftig und angemessen geführt? Um welche Interessen geht es? Braucht Deutschland zentrale Symbole, um sich seiner Geschichte zu vergewissern?
Am 1. November findet hierzu eine Podiumsdiskussion der VolkswagenStiftung und NDR Kultur in Kooperation mit dem Niedersächsischen Ministerium für Wissenschaft und Kultur (MWK) im Tagungszentrum Schloss Herrenhausen statt. Es diskutieren Prof. Dr. Sönke Neitzel (Militärhistoriker, Universität Potsdam), Prof. Dr. Aleida Assmann (Kulturanthropologin, Universität Konstanz), Prof. Dr. Gabi Dolff-Bonekämper (Kunsthistorikerin, Freie Universität Berlin) und Prof. Dr. Etienne François (Historiker, Freie Universität Berlin) unter der Moderation von Dr. Ulrich Kühn (NDR Kultur). Am folgenden Tag (2. November) schließt ein Symposium im Ballhof Hannover über das Gedenken an den Ersten Weltkrieg an, das vom MWK gemeinsam mit der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Hannovers initiiert wurde.