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Räume der Unterdrückung

Neue Forschungen zu den Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeitern am Erzbergwerk Rammelsberg


Am 1. Oktober 2021 nahm das interdisziplinäre Projekt: „Räume der Unterdrückung. Neue geschichtswissenschaftliche und archäologische Forschungen zu den Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeitern am Erzbergwerk Rammelsberg im Harz“ seine Arbeit auf.

Projektbeteiligte sind das Niedersächsische Landesamt für Denkmalpflege mit seiner Arbeitsstelle Montanarchäologie und das Weltkulturerbe Rammelsberg.
Ziel des von der Friede Springer Stiftung geförderten zweijährigen Projektes ist die Erforschung der Lage der Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter am Erzbergwerk Rammelsberg während der Zeit des Nationalsozialismus.

In den 1990er Jahren wurde das Thema der Zwangsarbeit am Rammelsberg in einem umfangreichen Oral History-Projekt aufgearbeitet, in dem Zeitzeugen zu Wort kamen. In der baulichen Struktur der Bergwerksanlagen ist dieses düstere Kapitel der deutschen Geschichte jedoch heute kaum noch ablesbar. Dabei gibt es auf dem Betriebsgelände und in unmittelbaren Umgebung der Bergwerksanlage authentische Orte, an denen die Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter unter menschenverachtenden Umständen arbeiten, wohnen, leben und in einigen Fällen auch ihre Kinder großziehen mussten.

In dem Projekt sollen vor dem Hintergrund der bisherigen Forschungen die Orte und Räume in bzw. an denen Frauen und Männer vor fast 80 Jahren unter Gewalt zur Arbeit gezwungen wurden, in den Mittelpunkt der Forschung gerückt werden.

Mit archäologischen Mitteln sollen an den Standorten der Zwangsarbeiterlager materielle Spuren gesucht, erfasst und erforscht werden. Parallel zur Arbeit der Archäologen werden zwei Historiker Verwaltungs- und Bauakten der Preussag, der ehemaligen Betreiberin des Erzbergwerks bearbeiten und Fragen zur Wirtschaftsgeschichte verfolgen. Es geht um die Wirkung von raumbezogenen Erfahrungen, Wahrnehmungen und damit bewusst differenziert ausgeübten Terror gegenüber den Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeitern aus unterschiedlichen Ländern. Wie bestimmte der Lebens-Raum in den Lagern beispielsweise das alltägliche Leben der Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeitern? Oder wie versuchten Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter sich in diesen Räumen einzurichten um durch ein wenig „Eigensinn“ den alltäglichen Terror zu ertragen?

Die Forschung wird durch eine intensive Vermittlungsarbeit begleitet, bei der Jugendliche und Studierende in den Forschungsprozess, z.B. bei den Ausgrabungen und den Aktenrecherchen involviert werden.

Modell des Ostarbeiterlagers am Erzbergwerk Rammelsberg, gebaut nach originalen Planungsunterlagen von Monika Wergandt   Bildrechte: Weltkulturerbe Rammelsberg
Modell des Ostarbeiterlagers am Erzbergwerk Rammelsberg, gebaut nach originalen Planungsunterlagen von Monika Wergandt
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