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Neue Arbeiten zu den neandertalerzeitlichen Funden von Lehringen

Das Museum Domherrenhaus in der Stadt Verden wurde vor über 100 Jahren gegründet und gehört zu den wichtigsten Museen im nördlichen Niedersachsen. Zu den herausragenden Beständen des Hauses gehören die altsteinzeitlichen Funde von Lehringen.

Im Jahr 1948 wurde östlich von Neddenaverbergen in einer Mergelgrube das Skelett eines Waldelefanten mit einer 2,38 m langen Holzlanze zwischen den Knochen entdeckt, was schon früh für internationale Aufmerksamkeit sorgte. Die Fundschicht lag in Ablagerungen der letzten Warmzeit vor etwa 120.000 Jahren. In der sogenannten Eemzeit lebte nur der Neandertaler in Europa und die Lehringer Funde bezeugten erstmalig seine Fähigkeit zur Herstellung solcher Jagdwaffen und zur aktiven Jagd. Neben zahlreichen Tierknochen wurden auch einige Steingeräte und vielfältige Zeugnisse der damaligen Umwelt geborgen.

Dieses besondere Archiv von Mensch und Umwelt der letzten Warmzeit wird zurzeit im Rahmen eines vom Land geförderten Verbundprojektes (Klimawandel und früher Mensch) unter Federführung von Prof. Dr. Antje Schwalb (TU Braunschweig) und Prof. Dr. Thomas Terberger (Niedersächsisches Landesamt für Denkmalpflege) in Kooperation mit dem Museum Domherrenhaus neu untersucht. Unter anderem soll geklärt werden, ob der Waldelefant tatsächlich die Jagdbeute des Neandertalers war. Dazu hat der Archäozoologe Ivo Verheijen bereits sämtliche Knochen erfasst. Im Frühjahr soll mit Bohrungen geprüft werden, ob sich noch Ablagerungen der letzten Warmzeit im Umfeld der Fundstelle erhalten haben. Auch eine Neuuntersuchung der Lehringer Lanze mit modernsten Methoden ist geplant.

Beim heutigen Besuch informierten sich Falko Mohrs und Dörte Liebetruth über die international bedeutenden Funde und freuten sich über die erfolgreiche Kooperation. „Das Museum Domherrenhaus ist mit seinen beeindruckenden Exponaten ein spannendes Fenster in die Vergangenheit. Archäologische Forschung wird hier verständlich sowie auf hohem museumspädagogischem Niveau vermittelt“, so der Minister. Auch die Museumsleiterin Frauke Müller ist begeistert von der Initiative: „Im Rahmen der Zusammenarbeit streben wir eine moderne Restaurierung der Lehringer Funde an und wollen die neuen Ergebnisse für eine zeitgemäße Präsentation dieses Highlights im Museum Domherrenhaus nutzen. Mit einem Schildkrötenpanzer von Lehringen können wir z.B. Kindern das Klima der Vergangenheit anschaulich vermitteln und die Menschen für den Klimawandel sensibilisieren.“ Die Museumsleiterin hofft dafür auf die Unterstützung des Landes.

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