Land Niedersachsen fördert dreidimensionale Erfassung der Tagesanlagen vom Bergwerk Rammelsberg
»Die obertägigen Bauwerke des Rammelsbergs in Goslar: vom montanindustriellen Komplex zum Welterbe der UNESCO. Erfassung und Modellierung von komplexen Baudenkmalen« ist ein auf drei Jahre angelegtes Gemeinschaftsprojekt des Niedersächsischen Landesamts für Denkmalpflege (NLD) mit dem Institut für Bauwerkserhaltung und Tragwerk der TU Braunschweig. Es wird in Kooperation mit der Weltkulturerbe Erzbergwerk Rammelsberg Goslar GmbH umgesetzt.
Ziel des Projekts ist es, die obertägigen Bauwerke des Erzbergwerks in ihrem Bestand systematisch dreidimensional zu erfassen und mit Archivquellen abzugleichen, um die Baugeschichte der Anlage vollständig und vertieft rekonstruieren und darstellen zu können. Dabei wird der montanindustrielle Komplex als ein offenes, sich weiter entwickelndes System aufgefasst. Neue Laser-Scans und Luftbilder des Baubestands, vorliegende Dokumentationen, sowie historische Bild- und Textquellen diverser Archive werden dafür ausgewertet.
»Das NLD freut sich über die wissenschaftliche Zusammenarbeit mit Partnern an niedersächsischen Hochschulen und die Kooperation mit dem Weltkulturerbe Rammelsberg«, sagt Ulrich Knufinke, der das Vorhaben für das Landesamt begleitet. »Methodisch innovative Projekte, in die auch der wissenschaftliche Nachwuchs einbezogen ist, vertiefen die Kenntnis der Denkmallandschaft, und schaffen damit eine wesentliche Grundlage für mittel- und langfristige Erhaltungskonzepte.«
Johannes Großewinkelmann, der das Projekt am Weltkulturerbe Rammelsberg koordiniert, weist auf vorhandene Forschungsergebnisse der Architektur- und Sozialgeschichte der Bergwerksanlagen am Rammelsberg hin, die im Forschungsprojekt u.a. mit neuen methodischen Ansätzen zum Teil fortgeführt oder neu ausgerichtet werden können.
Ein wichtiges Ziel wird sein, aus der Zusammenstellung von Baudokumentationen, den bauhistorischen sowie industriegeschichtlichen Zuordnungen der einzelnen Bereiche der obertägigen Anlagen des Rammelsbergs ein digitales, visuelles Entwicklungsmodell des gesamten Gebäudeensembles zu entwickeln. Es macht die Geschichte der obertägigen Bauteile des Erzbergwerks Rammelsberg unmittelbar anschaulich und verdeutlicht die historischen und funktionalen Bezüge der bestehenden und verlorenen Bauteile untereinander.
Die Welterbe-Stätte »Erzbergwerk Rammelsberg, Altstadt von Goslar und Oberharzer Wasserwirtschaft« umfasst Objekte von hoher Komplexität und Vielfalt, die Bandbreite reicht von einer mittelalterlich geprägten Altstadt über montanarchäologische Denkmale und obertägige Industriedenkmale bis zu Objekten bautechnikgeschichtlich bedeutender Wasserbaukunst. Der Erzabbau am Rammelsberg ist Kern und Ausgangspunkt einer komplexer Entwicklungen, die über Jahrhunderte Menschen, Stadt und Landschaft geprägt haben. Die wissenschaftliche Erforschung und Erfassung der obertägigen Anlagen des Rammelsbergs bildet die notwendige Grundlage für eine erfolgreiche denkmalpflegerische Praxis. Das im Herbst 2020 startende Forschungsprojekt wird hierzu mit einer intensiven Auseinandersetzung mit vielfältigen Quellen und Informationen beitragen.