Land Niedersachsen fördert Forschungen zur Einhornhöhle
Das Niedersächsische Landesamt für Denkmalpflege und die Gesellschaft Unicornu fossile e. V. gehen gemeinsam mit der Universität Göttingen, der TU Braunschweig, der FU Berlin und dem Staatlichen Naturhistorischen Museum Braunschweig neue Wege in der Erforschung der Einhornhöhle bei Scharzfeld. Die Einhornhöhle ist der bedeutendste Höhlenkomplex im Harz mit umfangreichen eiszeitlichen Ablagerungen. In dem sogenannten Jacob-Friesengang lassen sich Aufenthalte des Neandertalers aus der Zeit vor über 50.000 Jahren nachweisen. Tausende von Knochenfunden bilden ein einmaliges Archiv der eiszeitlichen Tierwelt und liefern zusammen mit Resten von Kleintieren wichtige Einblicke in das Klima der letzten 120.000 Jahre. In den vergangenen Jahren ist es Mitgliedern des Vereins mit modernen Messverfahren zudem gelungen, bislang unbekannte Höhlenteile zu entdecken. Aber auch die vielfältigen Graffiti aus den letzten Jahrhunderten werden erstmals systematisch in Zusammenarbeit mit der Inschriftenstelle an der Universität Göttingen erfasst.
Das Ministerium für Wissenschaft und Kultur hat nun erhebliche Fördermittel bewilligt, um in den kommenden beiden Jahren die Zeit der Neandertaler in der Höhle weiter zu erforschen. Mit neuen Grabungen im Jacob-Friesengang und im Bereich des heute verschütteten, alten Höhlenzugangs soll eine umfangreiche Schichtenfolge der letzten Eiszeit aufgeschlossen werden, um die Ablagerungsprozesse in der Höhle besser zu verstehen und neue Funde zu gewinnen. Die Neufunde werden von einer interdisziplinären Arbeitsgruppe systematisch ausgewertet, um ein neues Bild von der Lebenswelt des Neandertalers im Harz zeichnen zu können. So soll auch näher geklärt werden, zu wann der Neandertaler jeweils im Harz weilte. Die Höhle wird so zu einem überregionalen Referenzfundplatz der Weichselkaltzeit in der Mittelgebirgszone entwickelt. Die neuen Ergebnisse sollen jeweils zeitnah den Besuchern vor Ort und im Internet zugänglich gemacht werden. Die Einhornhöhle wird damit mehr und mehr zu einer herausragenden touristischen Destination, an der das Natur- und Kulturerbe Niedersachsens in besonderes anschaulicher Form erlebt werden kann.
Projektleitung und Ansprechpartner:
Apl. Prof. Dr. Thomas Terberger, NLD
Dr. Henning Zellmer, Gesellschaft Unicornu fossile e. V.
Prof. Dr. Antje Schwalb, TU Braunschweig
Grabungsarbeiten am verstürzten Eingangsportal in 2017. (Foto J. Lehmann)