Goldbrakteat aus dem frühen Mittelalter in Neuenhaus gefunden
Goldbrakteaten des frühen Mittelalters kommen vor allem im 5. und 6. Jahrhundert n. Chr. vor und gelten als Zeichen der Repräsentation frühmittelalterlicher Eliten. Sie sind im südlichen Skandinavien, Norddeutschland, England und in den Niederlanden verbreitet, vereinzelt auch in Polen und Frankreich. Ihre Zahl in Deutschland ist sehr überschaubar und dürft nicht über 30 betragen.
Der Fund aus Neuenhaus weist mit der Flechtdrahtzone am Rand eine ungewöhnliche und besonders aufwändige Form der Verzierung auf. Sie entspricht bester Goldschmiedekunst des frühen Mittelalters. Vergleichsfunde deuten darauf hin, dass es sich um einen eher späten Goldbrakteat aus dem späteren 6. oder der ersten Hälfte des 7. Jahrhunderts handelt. Für Niedersachsen ist er einer der ganz wenigen Goldfunde aus dem späten 6./7. Jahrhundert. Die herausragende Goldschmiedearbeit deutet zudem darauf hin, dass es sich um ein Objekt handelt, das Personen aus der Spitze der Gesellschaft gehörte und von ihnen zur Darstellung des eigenen Status' genutzt wurde. Die vermutlich absichtliche Beschädigung und das Zusammenfalten des Stückes lassen sich als gezielte, symbolische Zerstörung deuten.
Der Fundort ist nicht der ursprünglich Ablageort. Wie die Untersuchungen des NLD ergaben ist der Oberboden am Fundort verlagert. Es gibt Hinweise darauf, dass er ursprünglich aus dem Bereich eines nahegelegene (ca. 500 m entfernten) Regenwasserrückhaltebeckens stammt, dies kann jedoch nicht mehr mit Sicherheit belegt werden. In der näheren Umgebung des Fundortes gibt es eine große Anzahl bedeutender Bodendenkmale aus verschiedenen Epochen, darunter den monumentalen Grabhügel "Seben Pölle".
Das NLD hat aufgrund der landesweiten wissenschaftlichen Bedeutung des Fundes festgestellt, dass für ihn das Schatzregal anzuwenden ist, der Fund also Eigentum des Landes ist. Der Finder hat eine Belohnung erhalten.