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Die Taubenfibel aus Werlaburgdorf

Ein Zeugnis früher Christen im Nordharzvorland


Von Markus C. Blaich

Nach dem Ende der Sachsenkriege Karls des Großen in den Jahren um 800 setzte in Norddeutschland ein Wandel ein, der beinahe alle Lebensbereiche der Menschen erfasste: Auf die militärische Eroberung folgte die politische und administrative Erfassung, die sich beispielsweise in der Einführung der bis dahin unbekannten Grundverwaltung niederschlug, einem neuen System zu leistender Abgaben und Frondienste oder dem allmählichen Übergang von der Natural- und Tauschwirtschaft zur Geld- und Fiskalwirtschaft. Der wohl größte und bis heute prägende Einschnitt war die Christianisierung, die Einführung einer neuen Religion, die umfassend in den Alltag der Bevölkerung eingriff. Die Missionierung der Sachsen wurde überwiegend von Mönchen aus den Landschaften links des Rheins getragen. Sie brachten besondere Kenntnisse wie Lesen und Schreiben mit, und die von ihnen ausgeübte Religion erforderte mit den Kapellen und Kirchen völlig neuartige Gebäude, die zudem in einem bis dahin ungebräuchlichen Material (Stein) sowie in ungewöhnlicher Größe errichtet wurden.
Die Taubenfibel aus Werlaburgdorf, Grab 26. Buntmetall, gegossen, Steineinlage (Aquamarin). An der Rückseite ankorrodierte Reste eines feinen Gewebes. L. 3,7 cm.   Bildrechte: NLD
Taubenfibel, Werlaburgdorf
Das Wissen um diese Vorgänge beruht vor allem auf den bekannten zeitgenössischen Schriftquellen, auf Besitz- und Abgabeverzeichnissen der Klöster, Heiligenviten oder erzählenden Werken. Damit erhält man einen Einblick in Rechtsverhältnisse und geistige Vorstellungen, aber nur bedingt in den Alltag der Menschen. Hier ist die Erwartung an die Archäologie besonders groß. Sie ist dank ihrer Quellen in besonderem Maße in der Lage, die allgemeinen Lebensumstände und vor allem längerfristige Entwicklungen zu erfassen. Doch welche Aussagen erlauben die archäologischen Befunde und Funde tatsächlich?

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