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Rätselhafter Goldschatzfund bei Lüneburg

Fund des Monats: Ein Versteck von Goldmünzen aus Nationalsozialistischer Zeit


Von Mario Pahlow

Bereits im Jahr 2014 fand ein geschulter Sondengänger zehn Goldmünzen, die er an die zuständigen Denkmalbehörden meldete. In den folgenden zwei Wochen führten die Mitarbeiter des NLD am Fundort Ausgrabungen durch.

Unter einem ca. 50 Jahre alten Baum konnte eine etwa 1 m tiefe Baumwurfgrube eines älteren Baumes nachgewiesen werden. Darin lagen 217 Goldmünzen des 19. bis frühen 20. Jahrhunderts vorwiegend belgischer und französischer Prägung. Ergänzt werden sie um wenige italienische und österreichisch-ungarische Münzen. Zudem enthielt die Grube fragmentierte Teerpappe und zwei Plomben mit anhaftenden Stoffresten.

Die älteste Prägung ist aus dem Jahr 1831 belegt, die Schlussmünze datiert in das Jahr 1910. Alle Münzen sind noch bis heute als Sammlerstücke im Umlauf. Für die zeitliche Einordnung müssen somit die Beifunde herangezogen werden. Die chemische Analyse der Teerpappe am Institut für anorganische Chemie, Hannover, ergab eine Herstellungszeit von spätestens 1970, vermutlich vor 1950. Die beiden Plomben weisen ein spezielles Knotenpatent auf, das 1930 registriert worden ist. Beide tragen den Reichsadler mit Hakenkreuz und zeigen die Prägung „Reichsbank Berlin 244“. In der historischen Sammlung der Deutschen Bundesbank befindet sich ein Vergleichsstück, das auf das Jahr 1940 datiert wird. Die metallurgische Analyse weist auf einen Herstellungszeitraum ab 1940 hin. In der Summe aller Hinweise ergibt sich ein Niederlegungszeitraum in den 1940er Jahren.

Der archäologische Befund ergibt folgende Rekonstruktion: Im Sandboden neben einem Baum wurden zwei verplombte Geldsäcke mit Goldmünzen vergraben. Zum Schutz wurden die Beutel in Teerpappe eingeschlagen. Beim Umstürzen des Baumes wurden die Münzen verlagert und in der gesamten Baumwurfgrube verteilt.

Die Interpretation des Goldfundes legt nahe, dass es sich um Goldbestände der Deutschen Reichsbank handelt. Vermutlich wurden zwei Beutel mit Münzen geraubt und vergraben, um sie zu einem späteren Zeitpunkt zu bergen. Diese Bergung erfolgte aus unbekannten Gründen nicht. Der wahrscheinlichste Zeitraum für einen solchen Goldraub ist die Endphase des Zweiten Weltkrieges oder die unmittelbare Nachkriegszeit.

Weitere interdisziplinäre Untersuchungen sollen sich der mit dem Goldschatz verknüpften Fragen annehmen und können möglicherweise neue Ergebnisse bringen. Wegen des herausragenden wissenschaftlichen Wertes des Fundes im Zusammenhang mit den Ereignissen der Jahre um 1945 hat das Land Niedersachsen das Schatzregal angewendet und so das Eigentum originär erworben.

Die Ausgrabungen des Goldschatzes erwiesen sich als Herausforderung, da der Baumbestand unversehrt bleiben musste.   Bildrechte: NLD

Die Ausgrabungen des Goldschatzes erwiesen sich als Herausforderung, da der Baumbestand unversehrt bleiben musste.

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